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Neue Generatoren für die Hagelflieger

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hagelfliegerFür Rosenheims Hagelflieger war 2015 ein grundsätzlich positives Einsatzjahr. Beide Maschinen waren an 18 Tagen fast 47 Stunden im Einsatz. Insgesamt wurden dabei 508 Liter Silberjodidlösung verbrannt. Die Zahlen wurden auf der sehr gut besuchten Jahreshauptversammlung des Hagelforschungsvereins Rosenheim in Rohrdorf präsentiert. Teil der Bilanz ist zudem, dass zumindest auf bayerischer Seite kein nennenswerter Schaden entstand.

Zum Einsatzgebiet der Hagelflieger gehören aber auch die Tiroler Bezirke Kufstein und Kitzbühel. Am 19. Juni waren die Piloten zu spät gekommen, um einen Hagelschlag in Wörgl zu verhindern. Hagelpilot Ludwig Schierghofer erinnerte sich: Vom Meteorologen waren beiden Maschinen Richtung Tegernsee geschickt worden, um dort eine Gewitterwolke zu impfen. Zeitgleich näherte sich eine Gewitterwolke aus Richtung Innsbruck. „20 Minuten haben uns gefehlt”, sagte Schierghofer, „diese Zeit holst du nicht mehr auf.” Rund 45 Minuten wurde die Innsbrucker Wolke geimpft, das reichte nicht mehr, um den Hagel bei Wörgl zu verhindern. Kufstein dagegen blieb verschont.

Auch im kommenden Jahr werden die beiden Flugzeuge der Rosenheimer Hagelabwehr in den beiden Tiroler Bezirken im Einsatz sein. Der Hagelverein Kufstein ist noch nicht so weit, eine eigene Maschine zu betreiben. Von den 50 Gemeinden in den beiden Bezirken wollen sich erst 28 in der Hagelabwehr engagieren, sagte Professor Walter Mayr, der Vorsitzende des Hagelvereins Kufstein. Landrat Wolfgang Berthaler riet ihm nicht aufzugeben: Steter Tropfen höhlt den Stein. Mayr bat weiterhin um Unterstützung, welche ihm Josef Huber, der Vorsitzende des Hagelforschungsvereins Rosenheim gerne zusagte. Huber hofft, dass beide Vereine in der Zukunft drei Hagelflugzeuge zum Einsatz bringen können.

Starten die Hagelflieger weiterhin von Vogtareuth aus?

Weil der Nutzungsvertrag für die Rosenheimer Hagelflieger für den Flugplatz Vogtareuth im kommenden Jahr ausläuft, will Landrat Berthaler demnächst Verhandlungen aufnehmen. Er kündigte an, mit Hermann Selbertinger, dem Flugplatzbetreiber und einstigen Hagelflieger der ersten Stunde, reden zu wollen.

Ebenfalls im neuen Jahr werden die Hagelpiloten neue Generatoren für eine noch effektivere Verbrennung des Silberjodids testen. Mit den neuen Geräten mit einer kombinierten Gas-/Elektrozündung soll erstmals eine geschwindigkeitsunabhängige und höhenangepasste optimale Verbrennung möglich sein, sagte der Chef der Hagelflieger, Georg Vogl.

Sein Kollege Ludwig Schierghofer ergänzte, dass beim Verbrennen von einem Gramm Silberjodid vier bis sechs Billionen Gefrierkristalle an die Gewitterwolken abgegeben werden. Ganz grundsätzlich stellte Schierghofer fest, dass Hagelabwehr das Verhindern von großen Hagelkörnern bedeutet. Sie kann nur erfolgreich sein, wenn Wolken geimpft werden, bevor sich Hagel und Graupel bilden.

Silberjodid: Nicht giftig!

Mit der irrigen Meinung, Silberjodid sei giftig, räumte der Diplom-Chemiker Waldemar Mzyk auf. Silberjodid wird bei einer Temperatur bis 1.200 Grad verbrannt. Bei diesem Vorgang bleibt nur Silber als Flocke übrig. „Wir reden hier von Nanopartikeln”, sagte Mzyk. Hagelpilot Schierghofer hatte diese Nanopartikel als Gefrierkristalle bezeichnet.

Abschließend stellte Professor Dr. Peter Zentgraf von der Hochschule Rosenheim die aktuellen Entwicklungen bei „Ro-Berta II“ vor. Das so genannte Hagel-Navi bereitet den Piloten die Daten des Deutschen Wetterdienstes auf und verschafft ihnen einen „Röntgenblick“ in die Wolke. Weil 2015 bei mehreren Einsätzen die vorhandenen Speicherkapazitäten nicht ausreichten, wird mehr Speicherplatz geschaffen. Professor Zentgraf formulierte als Ziel für 2016, die Datenübertragungsrate zum Flugzeug erhöhen zu wollen. Darüber hinaus möchte er im Flugzeug eine Webcam installieren, um Einsatzfotos aus dem Inneren der Maschine auf der Internetseite von „Ro-Berta“ präsentieren zu können.

Wettermeldungen und Einsätze über die „Roberta-App”

Abschließend bat Zentgraf die anwesenden Vereinsmitglieder, Werbung für die „Roberta-App“ zu machen. Die kostenlose App für Android-Smartphones bietet zum einen die Möglichkeit, sich über Einsätze und Flugbewegungen des Hagelflugzeuges in Echtzeit zu informieren. Zum anderen können mit wenigen Klicks Wettermeldungen abgesetzt werden. Diese sind sowohl für die Hagelabwehr als auch als Rückmeldung an den Deutschen Wetterdienst von großer Bedeutung. Bisher wurde die „Roberta-App“ mehr als 4.300 Mal heruntergeladen.

Mit über 8.000 Mitgliedern ist der Hagelforschungsverein Rosenheim der größte Verein im Landkreis. Vorsitzender Josef Huber betonte die breite Unterstützung in der Bevölkerung. Lobend erwähnte er auch den Rosenheimer Kreistag, der die Hagelabwehr schon immer mittrug.


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