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Geht doch! Uni-Abschluss trotz Profisport

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c6c8c7aa71„Mir war immer klar, dass ich mich neben der sportlichen Karriere auch um eine berufliche Weiterbildung kümmern muss“, erzählt Wasserburgs Flügelspielerin Steffi Wagner. Denn trotz aller Karrieremöglichkeiten, die Basketball bietet, sei der Eintritt ins das normale Berufsleben nach der Sportkarriere unumgänglich. Nun hat es Steffi Wagner geschafft und nach fast vier Jahren an der technischen Universität TU Darmstadt – einer der angesehensten technischen Unis in Deutschland – und diversen Urlaubssemestern wegen Bundesliga und Nationalmannschaft, ihren Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik erfolgreich absolviert.

Doch was bedeutet es genau Bundesliga, Nationalmannschaft und Studium unter einen Hut zu bringen? – Das war auch den Wagners nicht klar, als vor zehn Jahren die Dreifachbelastung für ihre Tochter begann. „Als Eltern erlebt man diese Entwicklung natürlich hautnah mit. Wir haben dies natürlich mit etwas Stolz aber auch mit Sorge gesehen. Sporterfahrung hatten wir selbst auch, aber natürlich nicht dieses Talent, nicht die Leistungsbereitschaft und Konsequenz und natürlich nicht diese volle Verplanung über den Tag, die Woche und das Wochenende. Das war Neuland für uns und machte sich bei uns auch immer in Fragen nach der elterlichen Verantwortung bemerkbar“, erzählen Gabriele und Rainer Wagner und fahren fort „Wir haben Stephanie immer gefragt, ob sie es wirklich will und haben den Gradmesser daran gelegt, ob die Schulnoten im Rahmen waren und ob sie selbst auch Zufriedenheit ausstrahlte.“

Die Wagners haben es sich zu ihrem elterlichen Hobby gemacht, ihre Tochter im Sport sowie in ihrer Ausbildung zu unterstützen. „Die Betreuung zu Hause war klar an den vielen sportlichen Terminen ausgerichtet und es waren für uns Eltern natürlich viele Fahrtdienste besonders in der Jugend zu leisten, um alles unter einen zeitlichen Hut zu bekommen.“

Dass einem Menschen die Doppelbelastung aus Leistungssport und Studium viel abverlangt und ein enormes Organisationstalent einfordert, bestätigt Steffi Wagner. Dennoch habe sie die Opfer stets gerne gebracht, auch wenn sie dafür auf einige Unternehmungen, die Gleichaltrige in dieser Zeit machten, verzichten musste. Denn viel Freizeit bleibt und blieb ihr nicht. „Durch den Ligaalltag am Wochenende ist man regelmäßig eingebunden, so dass selbst kürzere Freizeitausflüge eher Seltenheitswert haben und längere Sommerurlaube ausbleiben.“

Mit Beginn einer Saisonvorbereitung im August schließt sich die Bundesliga-Saison bis einschließlich Mai an. Darauf folgt in der Regel die Qualifikation für die Teilnahme an der Europameisterschaft. Zwischendrin standen im  Februar und März sowie im August und September in der Uni die Klausuren und Prüfungen an.

Neben ihrer Familie und ihrem Freund bekam Steffi Wagner stets die sportliche Unterstützung durch die Vereine und Trainer sowie von der Firma Meggle. „Eine besondere Behandlung an der Uni gab es für sie nicht. Konnte sie, als sie noch in Langen spielte, einige Vorlesungen trotz Trainingseinheiten besuchen, fiel dies schon in ihrer Zeit in Langen durch die Nationalmannschaft im Sommersemester weitgehend aus und Sondertermine von der Uni aus für Klausuren gab es nicht. So musste sie immer wieder mal bei den Bundesliga-Trainern und Nationalmannschaftstrainern um einen freien Tag bitten, um  an den notwendigen Klausuren in Darmstadt teilnehmen zu können“, so die Wagners. Ein besonderer Dank gilt bei der Bachelorarbeit, die die 25-Jährige im Bereich Logistik absolviert hat, insbesondere der Firma Meggle.

Ans Aufhören denkt die gebürtige Karlsruherin nicht  – nach dem Bachelor- hat sie nun das Masterstudium angefangen.  Angst, dass sie dem sportlichen und beruflichen Druck nicht mehr gewachsen sein könnte, hat die Nationalspielerin nicht: Natürlich sind der sportliche Leistungsdruck sowie der Prüfungsstress auch für mich ein großes Thema. Ich bin froh, dass ich zu dem Punkt gekommen bin, an dem ich sowohl sportlich als auch studientechnisch im Moment stehe.“

Auch Wasserburgs Abteilungsleiterin Gaby Brei lobt Steffi Wagners Lebensweg: „Ich freue mich sehr, dass es Steffi so gut geschafft hat, Leistungssport und Studium perfekt unter einen Hut zu bringen. Wenn mehrere Nationalspielerinnen diesen Weg beschreiten würden und nicht Studium, Familie oder Freunde sowie ein gewohntes Umfeld als Hindernis sehen würden, sich einer größeren Herausforderung zu stellen, würde der deutsche Damenbasketball besser dastehen.“


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