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Rätsel um seltsames Brummen in der Nacht

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OLYMPUS DIGITAL CAMERANein, das ist nicht lustig – auch wenn manche scherzhaft sagen, es sei wohl die Rache der Kannibalen”, weil es heuer – wie berichtet – ihr Festl in der Pfaffinger Fuizn nicht mehr geben wird: Seit Tagen ist in Teilen der Wohnhäuser im Westen von Pfaffing nahe der Fuizn ein seltsames Geräusch zu hören. Ein Brummen, ein Dröhnen. Aber das hören nicht alle, eher nur wenige. Und doch: Es ist absolut kein Hirngespinst. Eine Betroffene hat uns geschrieben – mitten in ihrer schlaflosen Nacht, heute um 3 Uhr morgens …

Sie wollte wissen, ob es noch weitere Betroffene gebe. Ihre Nachtruhe sei völlig gestört. Und sie fragte, ob das etwas mit einem Windpark zu tun haben könnte. Der Windpark, der in Pfaffing angedacht war, ist aber seit Monaten vom Tisch.

Wir fragten wegen der Brummgeräusche im Rathaus nach, wo das Phänomen auch bereits heute zur Sprache kam. Betroffene sollen sich nun im Pfaffinger Rathaus melden, wie Kämmerer Bernhard Koblechner am Nachmittag auf unsere Anfrage sagt. Tieffrequente Schallphänomene seien das, erklären es die Fachleute …

Für einige Anlieger in Pfaffing höre es sich seit Tagen so an, als komme das Brummgeräusch aus der Fuizn. Diese wiederum liegt direkt zwischen den Gemeinden Pfaffing und Steinhöring. Und – das wussten die wenigsten – Steinhöring kennt das seltsame Brummgeräusch schon länger! Seit Jahren kennt die Gemeinde dort das Problem und man bleibe an dem Thema per Messungen dran, auch wenn die Ursache für das Geräusch nachwievor unklar sei.

Selbst Wikipedia informiert darüber:
Insbesondere in den nördlichen Gebieten von Steinhöring wurden Brummgeräusche von den Anwohnern gemeldet, was ein entsprechendes Gutachten der Gemeinde und des Landratsamtes Ebersberg nach sich zog. Zwar stellten die Gutachter ein messbares Geräusch an der Grenze zum Infraschall fest, ließen eine mögliche Ursache jedoch offen.

Dass die Betriebsanlagen des örtlichen Gasunternehmens OMV Deutschland GmbH oder der Transalpinen Ölleitung GmbH (TAL) Vibrationen verursachen könnten, die dem Geräuschphänomen zugrunde liegen, konnte laut einer Stellungnahme des Landratsamts in Steinhöring bislang nicht bestätigt werden. Auch der technische Leiter der TAL, Dieter Strack, stellte im Rahmen eines Runden Tisches zur Klärung des Phänomens klar, dass es keinen Zusammenhang mit dem Betrieb der Anlage und dem Auftreten des Brummtons gäbe, da die Anlage nicht permanent in Betrieb sei und nicht überwiegend abends oder nachts. Auch die OMV lehnt einen Zusammenhang zwischen dem Betrieb ihrer Pipeline und dem Geräuschphänomen ab.

Dafür heißt es weiter, dass auch Bereiche in Stuttgart, Karlsruhe oder Hamburg seien betroffen. Im Internet gibt es eine eigene Community.

Vor wenigen Tagen berichtete sogar der Berliner Kurier über das Brummen in Steinhöring.

Schuld sei das mysteriöse Phänomen Infraschall. Ein Messbüro im Auftrag des Ebersberger Landratsamtes habe zwar bestätigt, dass eine technische Ursache für den Brummton vorliege. Doch wo der Ursprung sei, konnte niemand herausfinden.

Infraschall ist eine Schallfrequenz unterhalb von 20 Hertz und liegt somit eigentlich unter der menschlichen Hörschwelle.

Der Infraschall trete besonders in der Nähe von Autobahnen, Flughäfen, Windkraft- oder Industrieanlagen auf – aber auch in der Nähe von Biogas-Anlagen. Überall, wo große Ventilatoren laufen, werde der Schall über den Boden verbreitet. Einige Menschen reagieren besonders auf den „stummen Lärm”.

Vor genau einem Jahr veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung diesen Bericht aus der Nachbargemeinde Steinhöring:

 

Mehr als drei Jahre lang haben sie kaum geschlafen, Kopfschmerzen und andere physische Qualen ertragen. Noch viel schlimmer aber für die etwa 40 Steinhöringer, die sich offen dazu bekennen, einen Brummton in ihrem Haus und Garten wahrzunehmen, waren die psychischen Belastungen. Oftmals hat man sie belächelt, für Spinner gehalten, zum Arzt geschickt. Nun belegen Messungen im Gemeindegebiet zweifelsfrei, dass es den Brummton gibt. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) will nun bis zum Herbst klären lassen, wer als Verursacher des Brummens in Betracht kommt.

Drei Wochen lang hat ein Expertenbüro aus München versucht, dem mysteriösen Geräusch auf die Spur zu kommen. An drei Standorten im Gemeindegebiet wurden dauerhaft Luftschall- und Schwingungsemissionen aufgezeichnet. Das Ergebnis der Untersuchungen, deren Kosten in Höhe von 2000 Euro sich Gemeinde und Landkreis teilen: ständig vorherrschende tieffrequente Geräusche und Vibrationen in den Innenräumen der Wohngebäude.

Henning Böhm ist erleichtert. Der 45 Jahre alte IT-Spezialist hört seit drei Jahren nahezu jeden Tag das Geräusch, dass ihn an das Summen eines Kühlschrankes erinnert, nur tiefer. Körperlich beansprucht es ihn derart, als stünde er vor einer Bass-Box. Er freut sich über die Messungen, die der Landkreis zusammen mit der Gemeinde in Auftrag gegeben hat: “Das ist eine Bestätigung, dass wir nicht spinnen.”

Während die Wahrnehmungen der Bürger sowohl in Berg, Zaißing und Sensau mit Tieffrequenzen im Bereich von 40 bis 50 Hertz bestätigt wurden, überschreiten sie in einem Wohngebäude in Zaißing die Anhaltswerte der geltenden DIN 45680 für tieffrequente Geräusche. In dem Norm-Entwurf heißt es: “Im Frequenzbereich von 20 bis etwa 60 Hertz sind die Geräusche bei entsprechenden Pegeln hörbar, jedoch ist die Tonhöhenempfindung nur sehr schwach ausgeprägt. Vielfach sind Fluktuationen (Schwebungen) wahrzunehmen. Die Betroffenen klagen oft über ein im Kopf auftretendes Dröhn-, Schwingungs- oder Druckgefühl, das nur bedingt von der Lautstärke abhängig ist und bei stationären Geräuschimmissionen zu starken Belästigungen führt.” Steinhörings Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU) fasst die Ergebnisse in einem Satz zusammen: “Jetzt weiß man wenigstens, dass es da ist.”

 

Aufgrund des Zeitverlaufs und der gemessenen Pegel ist laut Landratsamt “als Ursache mit hoher Wahrscheinlichkeit von Vibrationen technischer Anlagen auszugehen, die durch das Erdreich auf die Gebäude übertragen werden”. Noch ließen die Ergebnisse keine Rückschlüsse über die möglichen Verursacher zu, eine natürliche Ursache könne allerdings “nahezu ausgeschlossen” werden. Mit konkreten Ergebnissen der neuen Untersuchungen rechne man frühestens im Spätherbst. Diese sollen ohne Bekanntwerden in der Öffentlichkeit realisiert werden. Denn: Im Zeitraum der jüngsten Messungen ließ das Brummen deutlich spürbar nach, nach Abschluss der Untersuchungen war es wie gewohnt stark spürbar. “Dennoch reichen die gemessenen Werte, um die Existenz nachzuweisen”, betont Evelyn Schwaiger, Pressesprecherin im Landratsamt.

Henning Böhm will niemanden beschuldigen, doch für ihn erscheint es immer wahrscheinlicher, dass die Rohre der Transalpinen Oelleitung GmbH (TAL) die Vibrationen verursachen. Seit bald 50 Jahren pumpt das Unternehmen den zähflüssige Rohstoff aus dem Triester Hafen nach Karlsruhe. Über das “Brummtonforum”, ein Netzwerk Betroffener im Internet, hat Böhm zuletzt erfahren, dass in Reith bei Kitzbühel ein Bauantrag wegen diverser Beschwerden zurückgestellt worden sein soll.

 

Dieter Strack, technischer Leiter der TAL, sieht derweil keinen Zusammenhang mit dem Brummen in Steinhöring und der Pipeline. “Das passt auch alles gar nicht zusammen”, stellte er bereits im Frühjahr klar, als der Landrat zur Klärung des Brummtons einen Runden Tisch einrichtete. So sei die Pipeline gar nicht dauerhaft in Betrieb, sondern durchschnittlich nur etwa zwei Stunden pro Tag – und dass auch nicht überwiegend abends oder nachts. Auch beim Mineralölkonzern OMV der von Steinhöring aus eine Pipeline nach Burghausen betreibt, schließt man aus, Verursacher des Problems zu sein.

Quellen: Wikipedia, SZ, Berliner Kurier


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