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Legt Aiblings Feuerwehr heute alle Ämter nieder?

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feuerwehrNein, es scheint keine Annäherung im Streit zwischen der Feuerwehr und der Stadt Bad Aibling zu geben. Im Gegenteil: Die Fronten scheinen verhärtet und es kommt wohl zur angekündigten drastischen Maßnahme der Feuerwehrler. Sie legen wohl heute am Donnerstagabend ihren Dienst nieder. Doch damit nicht genug: Damit nun wirklich niemand sagen kann, er habe von nichts gewusst oder mitbekommen, will die Aiblinger Feuerwehr heute vor dem Rathaus am Marienplatz mit dem kompletten Fuhrpark in einem Fahrzeugkorso vorfahren.

Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: Um 18 Uhr ist die Stadtratssitzung anberaumt, in der Bad Aiblings Kommandant Wolfram Höfler seine Stellungnahme zu einem Internet-Leserkommentar hätte abgeben sollen. Doch der bleibt bei seinem Standpunkt: „Ich werde keine Erklärung abgeben und auch keine Entschuldigung.“ Wolfram Höfler: „Dieser Kommentar wurde am zweiten Einsatztag des Zugunglücks geschrieben. Als ob mir da der Sinn nach einem Leserkommentar gestanden hätte.“ Der Kommandant weiter: „Auch wenn ich den Kommentar nicht verfasst habe, so kann ich ihn inhaltlich unterschreiben. Ich werde keine Stellungnahme abgeben.“

Ein anonymer Schreiber hatte – am zweiten Einsatztag des Zugunglücks – in einem Kommentar im Internet den Mitgliedern des Stadtrats Bad Aibling vorgeworfen, dass sich niemand von ihnen bei den Einsatzkräften in den Pausen oder am Abend hätte blicken lassen. Tenor: Wie immer fehle der Rückhalt seitens des Stadtrates für die Einsatzkräfte.

CSU-Fraktionssprecher Erwin Kühnel, der eben diese Stellungnahme von Höfler einforderte, dazu im Gespräch mit unserer AIB-Stimme: „Ich habe nie eine Entschuldigung verlangt. Eine Stellungnahme ist etwas anderes.“ Kühnel, der darauf hinweist, dass er selber Mitglied der freiwilligen Feuerwehr wäre, möchte jedoch nichts zum Stand der Gespräche zwischen Feuerwehr und Stadtrat sagen.„Ich will erst meine Fraktionskollegen informieren.“ Man müsse die Stadtratssitzung abwarten. Dort soll eine gemeinsame Resolution abgegeben werden.

Doch diese Sitzung wird wohl eine andere – eingefärbt vom Anblick der Fahrzeuge, die vor den Fenstern des Sitzungssaals auffahren. Denn noch immer schäumt der Kommandant vor Wut. Durch die geforderte Stellungnahme seien alte Wunden aufgeplatzt. Er berichtet im Gespräch mit der AIB-Stimme über Situationen, in denen er zu Sitzungen ins Rathaus geladen wurde und dann bis zu 90 Minuten vor der Tür hätte warten müssen. Um dann zu erfahren, dass er jetzt nicht mehr benötigt würde. „Man hat mich behandelt wie einen Hund“, sagt er. „Schlimmer noch: dem stellt man wenigstens ein Wasser hin …“

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Was die Aiblinger Feuerwehr jetzt einfordert, ist der nötige Respekt den Männern gegenüber. Damit ist vor allem das Tagesgeschäft gemeint und nicht die Ausnahmesituation Zug-Katastrophe. „Außerdem fordere ich, dass sich die Stadt Bad Aibling klar zum Feuerwehrgesetz bekennt“, sagt Höfler (Foto). Das besagt auch, dass der federführende Kommandant den Entscheidern in der Stadt beratend zur Seite steht. „Und das ist in der Vergangenheit nicht geschehen.“ Höfler will sich übrigens nicht als Einzelkämpfer verstanden wissen. Was er tue und fordere, sei mit dem Einverständnis seiner ganzen Mannschaft.

Da sich die Fronten so verhärtet haben, gibt es in Bad Aibling nun wohl am Abend großes Kino auf dem Marienplatz. Nach dem medial groß inszenierten Fahrzeugkorso – hierzu wurden alle großen TV-Sender eingeladen – fährt die Feuerwehr zurück ins Magazin und will um 20 Uhr wie angekündigt den Dienst niederlegen. Schwer vorstellbar – und doch wohl bald Realität.


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